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Wer schön ist, verdient 20 Prozent mehr

von K. Wolfensberger - Schöne werden bei der Jobvergabe bevorzugt. Eine Expertin fordert deshalb Bewerbungen ohne Fotos. Laut Kritikern bringt das wenig.

Schöne Menschen verdienen laut einer neuen Studie 20 Prozent mehr. Anders ist es in der TV-Serie «The Big Bang Theory»: Die schöne Kellnerin Penny verdient dort weniger als ihre Forscher-Kolleginnen. (Bild: The Big Bang Theory)
Schöne Menschen verdienen laut einer neuen Studie 20 Prozent mehr. Anders ist es in der TV-Serie «The Big Bang Theory»: Die schöne Kellnerin Penny verdient dort weniger als ihre Forscher-Kolleginnen. (Bild: The Big Bang Theory)

Zugegeben, Schönheit ist eine sehr subjektive Kategorie. Trotzdem gilt: Wer hübsch ist, hat viele Vorteile im Leben. Zum Beispiel bei der Partnersuche. Auch im Berufsleben ist ein gutes Aussehen sehr praktisch. Verschiedene Studien beweisen: Schöne Menschen verdienen mehr Geld, sind seltener arbeitslos, sie werden häufiger zu Vorstellungsgesprächen eingeladen und Chefs halten sie oft für kompetenter und leistungsfähiger als ihre weniger gutaussehenden Kollegen.


Das Institut zur Zukunft der Arbeit in Bonn will nun sogar herausgefunden haben: Gutaussehende verdienen ziemlich genau 20 Prozent mehr als weniger gutaussehende. Dies hänge mit ihrer Wirkung auf Mitarbeiter, Vorgesetzte und Kunden zusammen, erklärt Eva Sierminska, die Autorin der Studie. Die Wissenschaftlerin fordert deshalb laut «Aargauer Zeitung» von den Arbeitgebern: Stellenbewerbungen sollen keine Fotos mehr enthalten dürfen. Dies sorge für mehr Gerechtigkeit und ausgeglichenere Chancen bei der Jobsuche.

In den USA üblich

Reduziert der Verzicht auf Fotos die Chancenungleicheit tatsächlich? Nein, meint Sabine Kohler, Beraterin beim Headhunting-Unternehmen Bjørn Johansson Associates. Heutzutage sei es eigentlich fast egal, ob man ein Foto mitschicke oder nicht. Der Grund: Fast jeder ist auf Social Media aktiv. Sei es nun Linkedin oder Facebook, vielleicht auch Instagram. Mit ein paar Klicks lässt sich sofort herausfinden, wie jemand aussieht. «Ein Verbot von Fotos in Bewerbungen würde also nichts bringen», sagt Kohler.

In den USA und England sei es zwar bereits heute üblich, auf Fotos zu verzichten. Bei uns in Kontinentaleuropa gehört es aber dazu. Und das sollte man sich zum Vorteil machen, meint Kohler. «Wer zu einem professionellen Fotografen geht, der kann ein sehr gutes Bild von sich schiessen lassen, das einen in ein sehr positives Licht rückt.» Auf keinen Fall sei es daher angebracht, ein schlechtes iPhone-Selfie mitzuschicken.

Auch Carla Mom, Leiterin des Berufsinformationszentrums (BIZ) in Zürich-Oerlikon betont die Wichtigkeit eines qualitativ hochstehenden Fotos bei Bewerbungen. Glücklicherweise würde vielen Jugendlichen dies heute schon in der Schule von ihren Lehrern beigebracht. Umgekehrt gebe es aber auch manchmal das Problem «zu schöner Fotos». Das heisst: Wenn am Bewerbungsgespräch eine Person erscheint, die der auf dem Bild nicht ähnlich sieht, stiftet dies Verwirrung. Dies geschehe zum Beispiel, wenn zu alte Fotos verwendet würden.

Nur die Fakten zählen

Kein Foto mitzuschicken ist somit keine Option in der Schweiz. Roland Peier, Geschäftsführer von Dieberufsberatung.ch erklärt: «In der Schweiz gehört das Foto einfach dazu. Eine Bewerbung ohne Bild wirkt seltsam.» Bei Bewerbungen gelte allgemein: Man muss sich den lokalen Gepflogenheiten anpassen.

In ihrem Berufsalltag würden die Fotos allgemein nur eine untergeordnete Rolle spielen, ergänzt Headhunterin Kohler. Viel mehr schaue sie auf die harten Fakten.. Das heisst, sie stelle sich bei der Kandidatenwahl Fragen wie: Wo hat die Person ihre Ausbildung gemacht? Bei welchen Arbeitgebern war ein potenzieller Mitarbeiter früher tätig? Welche Aufgaben hat er dort erledigt?

Erst in einem zweiten Schritt, quasi wenn der Faktencheck bestanden wurde, folge ein persönliches Gespräch. Bei diesem spiele die persönliche Ausstrahlung dann aber durchaus eine Rolle. Wichtiger als das Aussehen sei aber ein selbstbewusster und positiver Auftritt, meint Kohler.


20min.ch, 06. August 2015