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Vorstellungsgespräch bei einem Bot

Chat-Programme übernehmen die Personalarbeit und helfen bei der Jobvermittlung. Ist das gefährlich?

Vor ein paar Jahren war die Beziehung zwischen Mensch und Maschine noch Science-Fiction. Im Film Her verliebte sich Theodore, gespielt von Joaquin Phoenix, in sein Computersystem Samantha. Der Film bekam viel Aufmerksamkeit und einen Oscar.

 

"Ich bin keine Schauspielerin und verliebt in einen Computer bin ich auch nicht. Aber mit Maschinen zu kommunizieren gehört zu meinem Job."

 

Nun bin ich keine Schauspielerin, und verliebt in einen Computer bin ich auch nicht, aber mit Maschinen zu kommunizieren gehört inzwischen zu meinem Alltag. Siri startet für mich die Navigation im Auto oder ruft Mutti an. Ich habe mich längst an Kommunikation gewöhnt, in der mein Gegenüber kein Mensch mehr ist.

 

Künstliche Intelligenz wird bald weite Teile der Gesellschaft durchdringen. Im Kundenservice etwa setzt man zunehmend auf programmierte Gesprächspartner, sogenannte Chat-Bots. Auch wenn sie mit Textbausteinen antworten, soll man das Gefühl bekommen, mit einem echten Menschen zu chatten. Als Kundin der Deutschen Post kann ich mir mit "Jana" schreiben, beim Deutschen Akademischen Austauschdienst hilft mir "Luzie" weiter, beim Versandhaus Otto weiß "Clara", was der Waschmaschinen-Anschluss kostet.

 

Chat-Bots sind vor allem dort sinnvoll, wo Menschen immer wieder dieselben Fragen stellen. Das erspart Arbeit und Zeit. Aber jetzt sollen die Bots auch in einen Bereich vorstoßen, in dem gerade das Zwischenmenschliche zählt: die Stellenbesetzung. Langfristig sollen sie sogar eigenständig passende Bewerber für einen Job finden oder Bewerbern eine Stelle vorschlagen können. Ganz so weit ist es zwar noch nicht, aber das ist das Ziel.

 

Wissenschaftler und Personaler versprechen sich viel von den sogenannten Job-Bots, Recruiting-Bots oder Career-Bots. Der Bot soll besser können, was dem Menschen nicht immer gelingt: den perfekten Bewerber für eine Stelle zu finden. Und das ohne Vorurteile und Antipathien – Algorithmus schlägt Menschenkenntnis. "Bots treffen ihre Einstellungsentscheidung anhand neutraler Daten. Dadurch wählen sie viel diskriminierungsfreier aus als ein Mensch", sagt Wirtschaftsinformatiker Tim Weitzel von der Uni Bamberg, wissenschaftlicher Leiter der jährlichen Recruiting-Studie des Jobportals Monster. "Ein Bot kann etwa aus Bewerbungen A-B-C-Stapel vorsortieren oder Kandidaten offene Stellen aufgrund ihrer Kandidaten- und Stellenprofile vorschlagen."

 

Der Bot berechnet, wer zu welchem Job passt

 

Je mehr Informationen über uns gesammelt werden, desto mehr Muster kann ein Bot in unserem Verhalten und unseren Vorlieben ausmachen und berechnen, was zusammenpasst. Ein Beispiel: Wenn sich in der Vergangenheit Frühaufsteher und Familienmenschen mit Interesse für Design und Fotografie als gute Teamplayer im Job bewiesen haben, könnte der Bot zukünftig Bewerber, die in dieses Raster passen, für Jobs auswählen, bei denen Teamfähigkeit wichtig ist.

 

Noch sind die Bots nicht so weit, sagt Weitzel. Aber theoretisch weiß das Internet über mich schon ein Menge: welche Musik ich mag, was ich einkaufe, welches Handy ich benutze, wann ich schlafen gehe. Weitere Infos lasse ich freiwillig in meinen Profilen auf Facebook, Xing und Instagram. All das ist Teil meiner digitalen DNA, meine Persönlichkeit in Zahlen, die viel darüber aussagt, welcher Typ ich bin und entsprechend auch, welcher Job und welches Team zu mir passen könnten.

 

Auf dieser Grundlage sollen Job-Bots zukünftig entscheiden können, welcher Bewerber den Zuschlag erhält – und welcher nicht. Zwar stehen die Job-Bots in Deutschland noch am Anfang, die Nachfrage sei aber massiv. "Es gibt kaum ein Großunternehmen, das sich nicht ernsthaft mit Bots beschäftigt", sagt Weitzel.

 

zeit.de, Januar 2018